Nicht mehr zeitgemäß, unnötig und eine Steuerverschwendung - so sieht die Bürgerinitiative "BIA23 für umweltfreundliche Mobilität" den geplanten sechsspurigen Ausbau zwischen dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest und Tornesch (Kreis Pinneberg). Schon länger regt sich Widerstand. Nun sieht sich die Bürgerinitiative in ihrer Kritik am Ausbau bestätigt.
Für ihren Widerstand gegen den geplanten Ausbau der A23 holte sich die »Bürgerinitiative für umweltfreundliche Mobilität« in Rellingen jetzt fachliche Unterstützung und Rechtsberatung. Der Pinneberger Umweltanwalt Wilhelm Mecklenburg, der schon die Ausbaupläne der Pinneberger Westumgehung, des Flughafens Lübeck, der A20 und der Fehmarnbeltquerung erfolgreich beklagt hat, stand den 40 BI-Vertretern und betroffenen Anliegern im Rellinger Turnerheim zwei Stunden lang Rede und Antwort.
Podiumsdiskussion mit Prof. Jürgen Ossenbrügge (Uni Hamburg), Guido Sempell (Regionalplaner Hamburg ), Dr. Holger Busche (Verkehrsexperte aus Hannover) und Alesander Montana (Verkehrsclub Deutschland).
Pinneberg, 21. Juni 2022. Gemeindesaal der Christuskirchengemeinde.
Der Verkehrsexperte Holger Busche aus Hannover führte aus, dass die Vorgabe des Landes Schleswig-Holstein, bis 2040 klimaneutral zu sein, nur dann erreicht werden könnte, wenn dann drei- bis viermal so viele Menschen wie heute mit der Bahn fahren würden.
Im Busverkehr liege der Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen zurzeit bei rund zehn Prozent, erklärte der Nahverkehrsexperte Claudius Mozer. Dieser solle im Kreis Pinneberg bis 2026 um die Hälfte auf 15 Prozent gesteigert werden. Dies könnte vor allem durch bessere Taktverbindungen und neue Buslinien erreicht werden, wie die neuen, sehr beliebten Expressbuslinien von Pinneberg zum Hamburger Flughafen (X95), zwischen Uetersen und Tornesch (X66) oder zwischen Elmshorn und Wedel (X89) zeigten.
Und Alexander Montana, der dem Vorstand des Verkehrsclubs Deutschland angehört, machte die volkswirtschaftliche Rechnung auf, dass hierzulande der individuelle Personen- und Schwerlastverkehr 95 Prozent der gesamten Kosten ausmache. Würde der gesamtgesellschaftliche Aufwand für Verkehrsunfälle, Lärm, Abgase und Flächenverbrauch als Klimakosten miteingerechnet, entfielen rund 150 Milliarden Euro jedes Jahr auf den Verkehr. Gut 140 Milliarden Euro davon verursache allein der Verkehr auf der Straße, während der Schienenverkehr etwa sechs Milliarden Euro koste und der inländische Luftverkehr und die Binnengüterschifffahrt jeweils etwa eine Milliarde Euro an externen Kosten betrügen.